Bei dem letzte Woche stattgefundenen geschichtsrevisionistischen Gedenken an die Bombardierung der Stadt Dresden am 13.02. im Zweiten Weltkrieg nahmen 400 Nazis an einer Kundgebung, angemeldet von NPDler Maik Müller, am Dresdener Hauptbahnhof teil. Gegen die 400 Nazis stellten sich ca. 600-700 Teilnehmende einer Gegenkundgebung.
Neben Personen wie Sebastian Weigler (zusammen mit den Jungen Nationalisten Niedersachsen), dem NPD-Kader Stefan Trautmann, dem “Volkslehrer” Nicolai Nerling, oder dem Parteikader Matthias Fischer vom Dritten Weg, waren auch Chemnitzer und Dortmunder Nazis anwesend.
Wir wollen mit diesem kurzen Text einen Beitrag für die nachhaltige Dokumentation von Dortmunder Naziaktivitäten bieten. Gerade in Zeiten, wo es um die bundesweit für Schlagzeilen bekannte Dortmunder Rechte Szene etwas ruhiger geworden ist, darf das Offenlegen von Beteiligungen im In-/ und Ausland durch Dortmunder Neonazis nicht an Bedeutung verlieren. Eine große Stärke der Struktur rund um die Partei Die Rechte, war es schon immer, sich in Deutschland und über die Landesgrenzen hinaus gut zu vernetzen, Kontakte zu pflegen und diese letztendlich für ihre Arbeit effektiv zu nutzen.
So fielen bereits auf dem Hinweg zur rechten Kundgebung Dortmunder Nazikader unangenehm auf. Thorsten Heise, Alexander Deptolla und Martin W. von Die Rechte aus Dortmund entrollten noch auf dem Gleis ein Transparent mit der Aufschrift “Bombenholocaust”. Nach ca. 5 Minuten packten sie dies zwar wieder ein, doch auch neben der Kundgebung versuchte eine Gruppe aus Mitgliedern der Partei wiederholt das Transparent zu entrollen; darunter Tom M., André P. und Pascal O.. Die Cops kontrollierten die Gruppe und verbot ihnen aufgrund des Transparents die Versammlung zu betreten. Nach weiteren Versuchen das Transparent zu entrollen und Diskussion wurde ihnen verboten, das Transparent in der Stadt Dresden zu zeigen.
Matthias Deyda, der ebenfalls Mitglied bei Die Rechte ist und das Mandat des nach Chemnitz gezogenen Michael Brück im Dortmunder Stadtrat übernommen hat, trat auf der Kundgebung in Erscheinung und hielt einen Redebeitrag. In seiner Rede verharmloste er die Verbrechen der Shoa und bezeichnete die Bombardierung Dresdens als “Bombenholocaust”, womit er sich inhaltlich auf das von ihnen mitgebrachte Transparent bezog.
Zum Abschluss versuchten sich die versammelten Nazis an der Nationalhymne in den vollen drei Strophen, die letztendlich von Band abgespielt wurde.
Trotz der deutlich geringeren Anzahl an Teilnehmenden stellt der 13.02. nach wie vor eine Möglichkeit zum Netzwerken für militante Neonazis dar. Dies zeigte die Anwesendheit von z.B. Karmeradschaftsführer Heise und Deptolla, dem Organisator des Kampfs der Nibelungen. So widerlich der Aufmarsch war, so wenig überraschend war er auch. Jedes Jahr werden dort die Deutschen als Opfer statt Täter:innen dargestellt, der Holocaust relativiert und der Nationalsozialismus verharmlost. Die Dortmunder Nazis fügen sich in diese Geschichtsklitterung mit ihrem Auftreten und ihrer Ideologie nahtlos ein.
Die zentrale Motivation der Dortmunder Neonazis wird an diesem vor allem die eigene Präsentation gegenüber der bundesweit angereisten rechten Szene gewesen sein. Mit ihren Aktionen, dem Transparent und der Rede auf der vermeintlich populärsten rechten Kundgebung nach Michael Brücks Wegzug, wollten sie ein Lebenszeichen in alter aktionistischer und bis zur Grenze der Legalität gehenden Manier setzen. Ob dies dabei hilft sich weiterhin den jahrelang erarbeiteten Einfluss innerhalb der Szene zu sichern, bleibt abzuwarten. Aus unserer Sicht sprudelte dieser Tag jedoch keines Falls vor Kreativität über und erinnert eher an Verzweiflungstaten a la Borussenfront Transparente „Der Mythos stirbt nie“.
Bildquelle 1. Foto: Simon Berger (flickr Account)
Bildquelle 2. Foto: ENDSTATION RECHTS. (Twitter Account)
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