Antifa: Eine feministische Perspektive auf antifaschistische Arbeit

Wird gesellschaftlich an autonome, antifaschistische Organisation gedacht, denken viele an Mackertum, Männer und viel Testosteron. Die antifaschistische Arbeit hat dabei oft eine recht cis-männlich dominierende Außenwirkung.

Historisch und gesellschaftlich wird dabei häufig die Vorstellung von antifaschistischen Cis-Männern kreiert, die gegen Nazis rummackern, denn insbesondere durch eine genderspezifische Sozialisierung spricht antifaschistische Arbeit vermehrt Männer an – aber Antifa heißt auch Feminismus.

Genauer gesagt, feministische und autonome Organisierung. Antifaschismus beschränkt sich nicht nur auf den Kampf gegen Rechts, sondern muss auch kritikfähig gegenüber bestehenden Herrschaftsformen sein. Ein kämpferischer und geschlossener Kampf für Feminismus ist dabei unabdingbar Seit Jahrzehnten bestehen und gründen sich FLINTA*- und Frauenbewegungen, die diese Problematik in den Fokus rücken und sich damit auf verschiedenen Ebenen auseinandersetzen. Patriarchales Redeverhalten, Mackertum, Sexismus, selbstbezogene Militanz oder ein fehlendes Anerkennen genereller patriarchaler Strukturen sind einige Ebene davon.
Zum anderen wurde der Fokus auch auf die Unterdrückung von FLINTA* gelegt und um intersektionale Theorien erweitert (siehe u.a. Crenshaw), die es ermöglichen die Überschneidungen und das Zusammenwirkung verschiedener Diskriminierungsformen wie u.a. Sexismus und Rassismus zu analysieren und somit Mehrfachdiskriminierungen sichtbar zu machen. Der Ursprung der intersektionalen Theorien liegt im schwarzen Feminismus, in ihrer Rede „Aint I a woman?“ thematisierte Sojourner Truth bereits im Jahr 1851 die Überschneidung von Gender und „race“.

In den 80er Jahren fand eine vermehrte Gründung von feministischen Antifa Treffen und Gruppen statt, Frauenblöcke auf Demos und die Unterstützung (regionaler) Frauenkämpfe wurden immer stärker. Die Präsenz von Frauen auf der Straße wurde immer höher. Der Frauenkampftag, heute feministischer Kampftag, fand in Deutschland erstmalig am 19. März 1911 statt. Ab 1921 wurde dann der 8. März als internationales Datum durch einen Beschluss der Zweiten Internationalen Konferenz kommunistischer Frauen in Moskau festgelegt. Dabei wird das Ziel sich gegen soziale und politische Machtverhältnisse zu wehren von vielen FLINTA*s kämpferisch verfolgt. Aber nicht nur der 8. März bietet Raum Sexismus auf allen Ebenen zu bekämpfen, sondern auch der tägliche antifaschistische Kampf. Die innerlinke Forderung bleibt dabei präsent: Cis-Männer müssen ihre patriarchal-gesellschaftlichen Privilegien checken und zwangsläufig abgeben, damit antifaschistische Selbstorganisation weitesgehend frei von gesellschaftlichem Sexismus und Mackertum ist.

Denn auch wenn feministische Themen in innerlinken und antifaschistischen Strukturen präsenter geworden sind, agieren antifaschistische Gruppen nicht zwangsläufig feministisch. Männliche Dominanz ist auch hier eine Problematik, die bekämpft werden muss. Die Befassung mit faschistischer Ideologie, statt nur die Auseinandersetztung mit dem politischen Feind, ist daher unabdingbar. Es gibt keinen Antifaschismus ohne die Befreiung von FLINTA*. Eine gemeinsame und verbundende antifaschistische und feministische Organisierung bleibt notwendig. Hierbei gilt: Keine:r muss ein Cis-Mann sein, um sich antifaschistischen Strukturen anzuschließen. Manche FLINTA* begeistern sich für die Notwendigkeit und Sichtbarkeit von Straßenkampf oder militanter Praxis. Ist das aber Voraussetzung?

Antifa bedeutet auch politische Bildung und Erinnerungsarbeit. Das Verständnis für die Gefahren des Faschismus spielt dabei auch eine große Rolle. Das Ziel ist nicht zwingend, dass mehr FLINTA* aktiv gegen Nazis vorgehen und Nazis boxen, sondern dass eine feministische Antifa FLINTA* und von Rassismus betroffene Menschen nicht mehr exkludiert. Wie kann ich mich organisieren? Eine gute Anlaufstelle ist das örtliche „offene Antifa Treffen”, wo sich mit Gleichgesinnten ausgetauscht werden kann. Das „offene Antifa Treffen” ist in vielen Fällen der erste Startpunkt zu einer linken Organisierung. Zudem stehen die örtlichen Antifa Gruppen für Fragen zu Verfügung. Es braucht einen genderübergreifenden Kampf für ein diskrimierungsfreies Leben für alle.

Gemeinsam gegen Rechte, Sexismus und Patriarchat – Antifa bleibt feministische Praxis. Also nicht lang fackeln, join your local Antifa!