Vor über einem Monat, am 8. August diesen Jahres, starb Mouhamed Lamine Dramé durch die Waffe eines Beamten. Der Schütze wurde mit 11 weiteren Kolleg:innen zum Hinterhof der katholischen Jugendhilfeeinrichtung in der Nordstadt gerufen, um dem Geflüchteten in einer psychischen Notsituation zu helfen und ihn in eine psychiatrische Klinik zu bringen. Stattdessen endete es für den Jugendlichen tödlich.
Dies brachte, über das Viertel hinaus, eine Debatte um rassistische Polizeigewalt mit sich. Schon zu Anfang war für die meisten klar: es war nicht Notwehr, sondern Mord.
Viele Menschen aus der Community, Menschen aus dem Viertel oder jene, die solidarisch Anteil nehmen wollten, zog es in den darauffolgenden Wochen auf die Straße. Dazu haben wir in vorherigen Posts ein paar Impressionen verfasst.
Im Gegensatz dazu versuchten einigen Medien das Framing der Notwehr weiter aufrechtzuerhalten. Wieder traf es ein:e Geflüchtete:n, wieder wurde ein Fall als Einzelfall deklariert. Ein Fall, bei dem sich ein Innenminister schützend vor seine Polizeibeamt:innen stellte.
Heute stellt sich einen Monat später vieles anders dar. Inzwischen widerspricht die Staatsanwaltschaft der Version der Polizei und des Innenministeriums vehement. Auf diese Erkenntnisse möchten wir für Euch hier nun eingehen:
Die Beamt:innen von der Wache aus der Dortmunder Nordstadt behaupteten, dass Mouhamed Lamine Dramé mit einem Messer auf einen Beamten zugelaufen sei. Dies wurde durch die Staatsanwaltschaft widerlegt. Bekannt wurde: Als Mouhamed die aufgesprühte Flüssigkeit über den Kopf lief, wendete er sich einen Schritt (!) nach rechts und damit lediglich von der Beamtin weg, die ihn mit Pfefferspray angriff. Das benutzte Pfefferspray war im Übrigen abgelaufen. Die darauffolgende normale Schutzreaktion nahmen die Bullen als Anlass die Situation weiter zu eskalieren. Unmittelbar danach setzen die Beamt:innen das erste Mal den Taser ein. Auch hier bleibt ein Angriff seitens Mouhamed mehr als fraglich. Zeitgleich zum Einsatz des zweiten Tasers wurden die tödlichen Schüsse abgefeuert. Was erklärt, warum der Taser laut Angaben der Polizei Dortmund keine Wirkung zeigte. Mouhamed wurde also ohne Vorwarnung von der Polizei hingerichtet. Er stellte keine Gefahr für die Einsatzkräfte dar! Gegen 5 der Polizist:innen wird nun endlich ermittelt. Gegen den Schützen wird der Tatbestand des Todschlags geprüft.
Wir fragen uns, wann soll Mouhamed überhaupt auf die Beamt:innen losgelaufen sein? Widersprüche, die durch die neuen Erkenntnisse widerlegt wurden. Das es in diesem Fall objektive Beweismittel gibt ist Zufall. Ein Zufall, der für eine teils lückenlosere Aufklärung sorgt. Denn auf die Bodycams aller beteiligter Einsatzkräfte war kein Verlass – diese waren den gesamten Einsatz über nicht eingeschaltet. Heute ist klar, die Aufzeichnungen der Bodycams hätten den Tathergang und die damit verbundene Version der Polizei widerlegt.
Ihr wisst es selber und wir können es nicht oft genug betonen – die Polizei ist kein Freund und Helfer! Wie viele Tote muss es noch durch willkürliche Polizeigewalt geben bis sich etwas ändert? Wir sagen, es reicht! Wir fordern Gerechtigkeit für Mouhamed. Wir fordern weiterhin eine lückenlose Aufklärung und dass die Mörder von Mouhamed zur Rechenschaft gezogen werden. Wir fordern eine unabhängige Überwachung des Polizeiapparats und ein Innenministerium, dass sich nicht verfrüht hinter die Darstellung von Polizeibeamt:innen stellt.
No justice, no peace, abolish the police.
Rest in Power, Mouhamed.