Redebeitrag 27.08.2022: Repression und das Antifa Ost-Verfahren

Im Folgenden wollen wir Euch nochmal unseren auf der antifaschistischen Demonstration nach Dorstfeld (27.08.2022) gehaltenen Redebeitrag bzgl. Repression und das Antifa Ost-Verfahren in schriftlicher Form zur Verfügung stellen. Die vor ca. zweieinhalb Wochen durchgeführte Demonstration von der Reinoldikirche bis nach Dorstfeld wurde von der Autonomen Antifa 170 organiserten.

*Triggerwarnung! Dieser Redebeitrag thematisiert Sexualisierte Gewalt*

Antifaschistische Arbeit führt immer wieder zum Konflikt mit der Staatsgewalt. Sei es bei einer erfolgreichen Blockade-Aktion, die dafür gesorgt hat, dass die hetzenden Rassist:innen ihre Demonstrationsroute verkürzen mussten, der laut ausgesprochenen Emotion gegenüber der auf Leute einschlagenden Staatsmacht, eine schiefgegangene Aktion, die dafür sorgen sollte, dass der Nazi aus der Nachbarschaft erst einmal keine Gewalt mehr ausüben kann oder schlicht irgendein Quatsch, den sich Staatsdiener:innen ausdenken, um der radikalen Linken das Leben schwerer zu machen. Die Wege, mit denen Repressionskosten auf Aktivist:innen zukommen scheinen endlos und die Chance selbst betroffen zu sein ist hoch.
Erschreckend ist dabei zu sehen, wie die bürgerliche Linke sich schnell distanziert je konsequenter, effektiver und offensiver der Kampf gegen Nazis wird. Wo von Sozialdemokraten bis zu den Grünen Aktionen wie Blockaden toleriert und für gut befunden werden, wird sich bei der kleinsten Form von direktem Aktivismus gegen Faschist:innen schnell distanziert. Oft endet der gemeinsame Antifaschismus an dem Punkt, wo es nicht mehr nur darum geht, dass Nazis nicht nur an einem bestimmten Tag symbolisch durch eine Stadt laufen, sondern aktiv dafür gesorgt wird, dass diese erst einmal niemanden mehr direkt gefährden oder verletzen.
Alles was Genoss:innen, die sich dann vor Gericht für konsequentes Handeln verantworten müssen, bleibt, ist unsere Solidarität.
Für diese Solidarität ist es auch nicht relevant, ob Genoss:innen vorgeworfene Taten begangen haben oder nicht, ob sie vor Gericht verurteilt wurden oder freigesprochen werden, denn unsere Solidarität gilt dabei natürlich auch den Unschuldigen und vom Staat bewusst kriminalisierten Personen.
Aber bei dem Gedanken an eine solidarische Gemeinschaft dürfen wir eben nicht diejenigen vergessen, die für diese Werte hinter Gittern sitzen. Eines der bekanntesten Beispiele dafür ist das gerade laufende, sogenannte Antifa-Ost Verfahren, bei dem mehreren Genoss:innen vorgeworfen wird dafür gesorgt zu haben, dass eine ganze Reihe an Nazischlägern erst einmal niemanden mehr angreifen kann.
Die erhobenen Vorwürfe sorgten für zahlreiche Hausdurchsuchungen, eine Genossin im Gefängnis und einen politisch aufgeladenen und instrumentalisierten Prozess, der von Anfang an zeigt, dass mit keinem fairen Ausgang gerechnet werden kann. Auch warf der Prozess durch die Aussagen des Vergewaltigers und Verräters Johannes D. eine Debatte über den Umgang mit Outcalls und Szeneausschlüssen während solcher Prozesse auf. Dabei sollte jedoch allen klar sein, dass dieser nicht erst zum Verräter seiner Freund:innen und Ideale wurde, als er durch seine Aussagen mit Polizei und Rechten paktierte, sondern bereits, als er zum Täter wurde. Seine zum Teil inhaltslosen Behauptungen zum Verfahren werden vermutlich dafür sorgen, dass der Prozess weiterhin vorgefärbt wird, Genoss:innen weiter unter Druck geraten und man davon ausgehen muss, dass seine Aussagen zu Strukturen weitere Ermittlungen und vor allem Überwachungen nach sich ziehen werden. Im Gegenzug winken Domhöver Straferlass und ein einsames Leben mit der Gewissheit das nicht vergessen wird, was er getan hat und ihm erst recht niemals verziehen wird.
Trotz solcher verletzenden und bedrückenden Momente heißt es für die radikale Linke umso mehr geschlossen gegen die staatliche Repression zu stehen. Organisiert euch in der Roten Hilfe, spendet und macht Soli-Aktionen für Genoss:innen, die drinnen sind. Schreibt Briefe und zeigt, dass unsere Leute nicht allein sind, nur weil eine große Mauer und Stacheldraht sie von uns trennt.
Unsere Solidarität gegen ihre Repression – Freiheit und Glück für unsere Genoss:innen, für Lina, Findus und alle anderen Antifas im Knast.
Für Verräter wie Johannes bleibt hingegen nur ein Leben voller Angst und Einsamkeit in der Gewissheit seine eigenen Ideal für immer und ewig über Bord geworfen zu haben.