Anfang der 2000 hat sich hier in Dorstfeld an der Wittener Straße die erste Nazi-WG gegründet. Seit dem Mord am Punk Thomas Schulz 2005 versuchen die Nazis, Dortmund und besonders Dorstfeld als ihren Raum zu propagieren.
Und bis heute ist Dorstfeld tatsächlich in wichtiger Standort der rechten Szene. Hier um die Ecke in der Emscher- und Thusneldastraße wohnen die Nazis in zwei Häusern, die ihnen der Vermieter Kurt P. trotz der ganzen rechten Scheiße seit vielen Jahren zur Verfügung stellt. In diesen Häusern leben die Nazis in WGs. Ein weiteres Nazihaus steht in der Siepenmühle, nur wenige Gehminuten von hier. Auch dort leben Neonazis zusammen.
Diese Häuser sind mehr als nur Wohnraum für Rechte. „Dorstfeld ist nicht bloß eine politische Kampfgemeinschaft, sondern eine Lebensgemeinschaft“, behauptet Nazi Sascha Krolzig in seiner Zeitschrift, die dort ihre Anschrift hat. Außerdem sitzt in diesen Häusern die Bundeszentrale der Partei Die Rechte. Auch alles, was die Nazis versuchen, um an Geld zu kommen, hat hier in Dorstfeld seinen Sitz: Die Druckerei Tremonia Druck von Alexander Deptolla, frühere Nazi-Versandangebote, eine Immobilienfirma die mittlerweile aufgelöst ist und so weiter. Hier finden, wenn nicht gerade Corona tobt, Konzerte und rechte Liederabende statt, hier halten die Nazis ihre Treffen ab. Hier auf dem Wilhelmplatz trinken Siegfried Borchardt und Konsort:innen gemütlich ihr Bier.
Was uns das alles sagen soll? Dorstfeld ist ein Nazikiez. Aber stimmt das? Raumkampf ist ein wichtiger Teil von Nazi-Politik. Sie wollen es schaffen, dass sich in manchen Stadtteilen nur noch sie wohlfühlen können. Wer nicht deutsch aussieht, wer links aussieht, wen sie als Jüdin, Journalistin oder Schwulen kennen, soll sich hier nicht frei bewegen können. Sie wollen hier ihre Plakate und Sticker und rechten Schmierereien verteilen und ihre Kundgebungen abhalten, ohne dabei gestört zu werden. Aber ihr Plan ging in Dorstfeld so nie auf.
Ja, hier in Dorstfeld sitzt ein wichtiger Teil der rechten Naziszene. Hier wohnen die Kader, hier ist ihr Aktionsschwerpunkt. Und gerade direkt rund um die Nazihäuser sind tatsächlich Menschen weniger sicher, die nicht ins rechte Weltbild passen. Wo sich Nazis bewegen, passiert rechte Gewalt, Menschen werden bedroht. Und das hat natürlich Auswirkungen auch auf viele, die nicht selbst schon von dieser Gewalt betroffen waren. Dorstfeld ist bundesweit bekannt als „Nazikiez“.
Aber immer wo Nazis Propaganda treiben, lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Wir sollten ihnen nicht den Gefallen tun, auf ihre Lügen reinzufallen. Denn damit überlassen wir ihnen den Raum.
Dorstfeld ist kein Nazikiez und war es auch noch nie. In Dorstfeld gibt es eine jüdische Gemeinde, Dorstfeld hat einen hohen Anteil an migrantischen Bewohner:innen. In Dorstfeld finden, seit es hier Nazis gibt, linke Demos und andere Aktionen statt. Noch nie haben die Nazis wirklich den ganzen Stadtteil kontrolliert. Nicht mal ansatzweise stimmt dieses Märchen, das sie seit Jahren erzählen.
Wir wollen rechte Gewalt nicht kleinreden und auch nicht, wie wichtig die Dorstfelder Struktur für die rechte Szene ist. Aber wer über die Nazis in Dorstfeld nachdenkt, muss auch sehen: Viele wichtige Kader haben Dorstfeld in den letzten zwei Jahren verlassen. Wo früher wöchentlich teilweise mehrere Aktionen allein hier im Stadtteil stattgefunden haben, war in ganz Dortmund letzte Woche zum 1. Mai die erste rechte Versammlung seit August letztes Jahr, wenn man mal die Mini-Kundgebung von 20 Nazis wegen einer Verhaftung neulich außer Acht lässt. Früher marschierten über tausend Nazis durch Dortmund, mittlerweile gab es schon lange keinen Großaufmarsch mehr, der den Namen auch verdient hätte.
Undifferenziertes Gerede ist gefährlich. Weder ist Dorstfeld ein Nazikiez, noch können uns die Nazis hier egal sein. Antifa heißt, genau hinzuschauen. Antifa heißt, solidarisch mit denen zu sein, die hier in Dorstfeld leben und sich täglich mit rechter Scheiße rumschlagen müssen. Wir sagen: Dortmund Dorstfeld Antifa! Lasst uns den Nazis weiterhin jeden Raum streitig machen! Lasst uns nachtreten jetzt, wo sie schwächer sind, als sie es lange waren. Lasst uns zeigen:
Dorstfeld ist kein Nazikiez!
Bildquelle Fotos: life eliyahu