Kurzredebeitrag 16.10.2020: Nazis am Nordmarkt und die Umbenennung des Kurt-Piehl-Platzes

Auch wir Gedachten am 16.10.2020 auf der Kundgebung der Linksjugend und der Antifaschistischen Aktion 44, mit ca. 60 Genoss*innen der Schlacht am Nordmarkt.
Im Zuge dessen, hielten wir einen Kurzredebeitrag, der die aktuelle Situation mit den Nazis am Nordmarkt und die Umbenennung des Kurt-Piehl-Platzes thematisierte.

 

 

Hier der Kurzredebeitrag nochmal in Schriftform:

1932 sind hier 200 Faschisten von der SA aufmarschiert. Sie wollten sich die Nordstadt nehmen, die damals stark von Arbeiter*innen und Kommunist*innen geprägt war. Auch heute noch ist die Nordstadt und speziell der Nordmarkt ein politischer Ort. Ja, wir leben nicht mehr im Nationalsozialismus, vieles hat sich geändert. Aber die Nordstadt bleibt ein Ort gesellschaftlicher Konflikte. Auf den Bänken vorne zur Mallinckrodtstraße sitzen im Jahr 2020 Leute, die die Nazis von damals feiern. Die Bande rund um den Althooligan Dirk K. verbringt hier einen großen Teil ihrer Freizeit. Sie betrinken sich und wann immer jemand vorbeikommt, der ihnen zu links oder zu wenig deutsch aussieht, wird die Person bepöbelt, bedroht oder sogar angegriffen.

Ein lebendiges und politisches Gedenken war schon immer ein wichtiger Teil antifaschistischer Arbeit. Wenn wir heute an die erinnern, die 1932 den Faschisten die Nordstadt nicht kampflos überlassen haben, gibt uns das auch eine wichtige Lektion und viel Mut mit auf den Weg für unsere heutige Arbeit. Ja, Nazis sind gefährlich. Aber Widerstand gegen sie war schon immer nicht nur nötig, sondern auch möglich. Wenn wir zusammenstehen und sie gemeinsam bekämpfen, können wir viel erreichen.

Das ist der Grund, warum wir heute hier stehen. Das ist der Grund, warum wir von der Mean Streets Antifa vor einigen Monaten einen Platz hier im Viertel umbenannt haben, an dem früher die antifaschistischen Edelweißpiraten viel Zeit zusammen verbracht und den NS-Anhänger*innen das Leben schwer gemacht haben. In Gedenken an einen von ihnen haben wir dort ein Schild mit der Aufschrift “Kurt Piehl Platz” aufgehängt. Erfreulicherweise hat die Bezirksregierung Nord sich entschieden, die Platzumbenennung auch offiziell in die Wege zu leiten.

Alle sollen den Namen Kurt Piehl kennen. Alle sollen erfahren, wie erbittert die Nordstadt sich bei der Machtergreifung der Nazis Straßenschlachten mit ihnen geliefert hat. Alle sollen wissen, dass Nazis bekämpfbar sind, dass man einen Rechtsruck nicht widerstandslos über sich ergehen lassen muss. Damals wie heute gilt: In der Nordstadt ist kein Platz für Nazis!