Seit einiger Zeit tauchen im Dortmunder Stadtbild Aufkleber mit dem Slogan „Frontline Skinheads Dortmund Dorstfeld“ auf. Mit Blick auf die Kundgebung in Dorstfeld am kommenden Sonntag (04.07.) Zeit, einen ersten Blick auf die Faschist:innen dahinter zu werfen.
Die Aufmachung des Logos der Gruppe bedient sich mit den Stiefeln im Zentrum des Logos bei dem Design der bis ca. 2012 aktiven Skinhead Front Dortmund Dorstfeld. Auch der Zusatz: „the boots are back in town“ lässt nahelegen, dass es sich um eine nachfolgende Gruppierung handelt. So verwundert es nicht, dass alte Bekannte in den zugehörigen Klamotten steckten, als ein Teil der Gruppe am 1. Mai in Essen offen auftrat.
Angefangen mit Ex-Skinfront Mitglied Patrick B. (Foto 2). Der in Oberdorstfeld wohnende B. gehörte 2010 zu der Gruppe Nazis, die die linksalternative Kneipe Hirsch-Q auf der Dortmunder Brückstraße angegriffen und dabei eine Person mit einem Messer schwer verletzten. Ebenfalls in einem Pullover der Gruppe gekleidet trat Mario S. (Foto 3) auf. Der oft als Einkaufshilfe und allgemeiner Laufbursche für SS-Siggi agierende S. war zuletzt im September 2019 an einem Übergriff auf einen Antifaschisten beteiligt. Auch Thorben Vetter (Foto 4), Vorstandsmitglied des Dortmunder Ablegers der Partei Die Rechte, stammt aus dem Umfeld der ehemaligen Skinfront und versucht seitdem immer wieder in Stadtteilen, wie der Nordstadt oder Berghofen, Fuß zu fassen. Der vierte Träger des Merchs, dass der alten Skinheadfront zugerechnet werden kann, ist Matthias H. (Foto 5). Auch zwei weitere Teilnehmer der Nazidemonstrationen trugen T-Shirts mit dem Logo der Gruppierung und posierten damit in Essen für Fotos (Foto 6 & 7).
Ebenfalls auffällig und allzu bekannt in der rechten Szene ist der auch hier aktuelle Gebrauch des Wortes „Frontline“.
Gerade in Deutschland hörte man diesen Zusatz schon öfters in Verbindung mit Combat 18, verschiedenen Gruppierungen, Sicherheitsdiensten und vor allem mit dem aus Thüringen stammenden Neonazi Thorsten Heise. So baute sich um Heise ein Netzwerk innerhalb der deutschen Blood and Honour Bewegung auf, in dem, neben der Dortmunder Rechtsrock Band Oidoxie und anderen Gruppierungen aus Deutschland, auch der Sicherheitsdienst Frontline Security zu finden war. Neben Mitgliedern der Oidoxie Streetfighting Crew, Combat 18 und der Arischen Bruderschaft tauchten in diesen Bezügen auch immer mal wieder Dortmunder Neonazis auf. So wurde in der Vergangenheit Jan K. (der Bruder des Mörders von Thomas Schulz) in solch einem T-Shirt abgelichtet. Regelmäßig stellte der Sicherheitsdienst bundesweit den Schutz der Rechtsrock-Band Die Lunikoff Verschwörung und bei diversen rechten Veranstaltungen den Saalschutz. Immer wieder kommt es in diesen Zusammenhängen zu blutigen Auseinandersetzungen und rechten Gewalttaten.
Ob man dem Wort „Frontline“ im neuen Label der Skinheadfront diesbezüglich einen Zusammenhang mit gerade erläutertem Sachverhalt zurechnen kann, bleibt abzuwarten. Genügend Verzahnungen und Gewaltpotenzial wären gegeben.
Auf jeden Fall zeigt das erneute Besetzen einer subkulturellen Nische in der rechten Szene Dortmunds, dass nach der Gründung des Tremonia Kollektivs ein weiterer Schritt weg von der gescheiterten Parteiarbeit der Dortmunder Nazis, zurück zu der Zeit vor den Verboten des NWDO und der Skinheadfront in Angriff genommen wird. Das erneute Auftauchen dieser Strukturen zeigt außerdem deutlich, dass Nazis noch längst nicht ausgestiegen sind, nur weil sie nicht mehr auf Demonstrationen zu sehen sind.
Ohne einen konsequenten Bruch mit der rechten Szene und Offenlegung aller Strukturen und Namen ist ein glaubwürdiger Ausstieg nicht möglich. Es wird sich zeigen, ob diese Nachfolgetruppe, ähnlich wie die alten Skinheadfrontler, traditionell auf Sauf- und Gewaltexzesse setzen, oder ob dort mehr folgen wird.
Natürlich freuen wir uns über jegliche Informationen über die hier gezeigten Faschisten.
Bildquelle Fotos: Recherche-Nord