„Achtung! Revier der Nordwache – Hier herrscht Polizeigewalt, Rassismus und Sexismus“
Dieser plakative Warnhinweis schmückt seit heute Morgen die Stadtteilgrenzen der Dortmunder Nordstadt. Vielen Dortmunder:innen ist es schon sehr lange bekannt, dass ein Aufeinandertreffen mit Beamt:innen der Polizeiwache Nord oder ein Aufenthalt im dazugehörigen Revier in der Münsterstraße 17-19 weitreichende Folgen für die körperliche Unversehrtheit, die Psyche und die eigene Polizeiakte bis hin zu konkreten Anzeigen bedeuten kann.
Dies belegt wieder ein Mal die jüngste Berichterstattung des WDR über zwei Frauen, die unabhängig voneinander schwere Vorwürfe gegen Polizeibeamte der Wache Nord, auf Grund von Schlägen und sexistischen Beleidigungen erhoben haben. In diesem Fall und auf Grund des großen und unerschrockenen Engagements der geschädigten Frauen und ihrer Anwältin, schaffte es die schon lange überfällige Thematik bzgl. gravierendem Fehlverhalten, ausgehend von Beamt:innen der Nordwache Dortmund den Weg in die Öffentlichkeit. Die Folge daraus war ein kritischer Diskurs über das Handeln der Polizei Dortmund in der Zivilbevölkerung.
Leider ist dies kein Einzelfall und im Gegensatz zu den Behauptungen der Polizei Dortmund, dass die Nordwache nicht auffällig sei, wissen gerade die Bewohner:innen der Nordstadt schon lange von den Missständen. Neben diversen Demonstrationen in den vergangenen Jahren, die immer wieder bewusst an der Nordwache vorbeigingen, um auf konkrete Übergriffe seitens der Polizei aufmerksam machten, veröffentlichen alleine wir auf unserem Blog zwei Artikel zum Thema Polizeigewalt in der Nordstadt und zu den Taser- Einsätzen der Polizei in der Dortmunder Nordstadt.
Und auch wenn Herr Lange, der fernab von praktischer Polizeiarbeit auf der Straße, große Reden über eine bürgernahe und gut funktionierende Polizei Dortmund schwingt es vermutlich nicht gerne sehen und hören wird, häufen sich gerade jedoch die Erzählungen von Menschen, die aus berechtigten Ängsten und der geringen Erfolgschance nicht gegen die Polizei Dortmund vorgehen. So ist es keine Seltenheit, dass Menschen die Wache mit erheblichen Hämatomen verlassen, sich Beleidigungen und Erniedrigungen aussetzen müssen oder People of Colour direkt auf der Straße die fünf oder zehn Euroscheine abgenommen werden, da ihnen ohne dafür vorliegende Anhaltspunkte unterstellt wird mit Drogen zu dealen. Oftmal bleibt dann nur das Auslösen des Bargeldes gegen einen Beleg, der den legalen Erwerb rechtfertigt. Auch in den umliegenden Krankenhäusern hat sich schon lange das Bild der prügelnden Beamt:innen gefestigt. Nicht selten bekommen Menschen im Nebensatz zu hören, dass sie für einen Aufenthalt in der Nordwache noch verhältnismäßig gut aussehen und sich die Fälle häufen.
Wir könnten diese Aufzählungen und Vorfälle noch einige Zeit so weiterführen. Klar für uns an dieser Stelle ist, dass die Nordwache seit Jahren ein strukturelles Problem mit Polizeigewalt hat und die Führungsebene aktiv wegschaut. Abschließen wollen wir jedoch an dieser Stelle mit dem sich heute zum 10. Mal jährenden Todestag des in der Nordstadt wohnenden Ousman Sey, der nachdem er über Schmerzen in der Brust klagte verhaftet wurde und anschließend im Polizeigewahrsam der Dortmunder Polizei verstarb. Kurz danach gab es eine Demonstration die den Sachverhalt und die nicht ernstgenommen Schmerzen thematisierte. Auch seine Familie äußerte den Verdacht eines rassistischen Motivs. Später schloss die Staatsanwaltschaft die Akte ohne weitere Maßnahmen zu ergreifen…