Inhaltswarnung: Dieser Text behandelt rassistische Polizeigewalt.
Wer in der Nordstadt wohnt, kennt das:
Ein Auto mit Kennzeichen wie DO KH 197 oder HAM YK 469 hält am Straßenrand. Zwei Männer Anfang 30 springen aus dem Wagen und prügeln auf die erstbeste schwarze Person ein. Wo Leute normalerweise und mit Recht von rassistischen Angreifern ausgehen würden, nennt sich das in der Nordstadt Zivilpolizei.
In der Dortmunder Nordstadt ist Polizeigewalt gegen Migrant*innen allgegenwärtig. Gerade an der Ecke Münsterstraße/Mallinkrodtstaße kommt es regelmäßig zu gewalttätigen Festnahmen von schwarzen Menschen, meist auf der Suche nach Kleinstmengen Marihuana. Auch verschwindet gerne mal der ein oder andere 10 Euro-Schein ohne Quittung in der Hosentasche von Beamt*innen. Wer da widerspricht, bekommt Drohungen zu hören: “Verpiss dich, sonst finden wir die nächsten Drogen sicher bei dir!” Zeug*innen von solchen Verstößen werden gezielt eingeschüchtert und verjagt, um Rechtsbrüche ungestört und unbeobachtet weiter betreiben zu können.
Was passiert, wenn Menschen sich nicht von kritischer Beobachtung abhalten lassen, zeigte sich am 13. Oktober 17. An dem Abend suchte die Polizei mal wieder nach “einem Schwarzen”. Menschen an der Kreuzung Münster-Mallinckrodtstraße stellten sich dazu und kritisierten den Umgang. Im nächsten Moment wurden mehrere Beobachter*innen mit Schlagstöcken, Pfefferspray und Schlägen und Tritten angegriffen. Sogar ein Polizeihund ohne Maulkorb wurde auf die Anwesenden losgelassen und verbiss sich mehrmals im Arm einer Person, die daraufhin im Krankenhaus behandelt werden musste.
Vor ca. drei Jahren holte jemand einen Schwarzen aus dem Gewahrsam ab. Auf der Polizeiwache war er mehrfach geschlagen worden und sah so zerschrammt ab, dass seine Freund*innen ihn direkt in die Notaufnahme fuhren. Dort gaben sie an, dass die Verletzungen von Polizeigewalt im Gewahrsam stammten. Die Ärztin antwortete: “Das war aber nicht die Nordwache, oder?” Der Betroffene verneinte. Die Antwort der Medizinerin: “Dachte ich mir schon. Sonst sähen Sie nochmal ganz anders aus.”
2017 geriet die Dortmunder Nordwache auch öffentlich wegen Rassismus in Erklärungsnot: Einer der Polizisten bezeichnete sich stolz als “Libanesen-Jäger.”
Auch am 1. März dieses Jahres kam es bei einer Razzia in einer Shisha Bar zu Übergriffen auf eine schwangere Migrantin. Ein Polizist saß auf der Frau und drohte ihr: „Dir hau ich in die Schnauze! Ein Mucks und ich hau dir ein paar ins Gesicht, dass du deine Zähne aufsammeln kannst!“ Als die Betroffene fragte, ob er eine deutsche Frau auch so behandelt hätte, antwortete er: „Natürlich nicht.“ Der Vorfall, der von Nachbar*innen gefilmt und medial aufgegriffen wurde, hatte für den Täter in Uniform wie so oft bei Polizeigewalt keinerlei Konsequenzen.
Es gibt viele solcher Ereignisse. Sie alle hier aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen. Was wir daraus mitnehmen: Rassistische Polizeigewalt ist in der Nordstadt Alltag. Das geht nicht nur die Betroffenen etwas an, denn sie ist ein Angriff auf das gesamte Viertel.
Lasst rassistische Kontrollen nicht unkommentiert! Dokumentiert die Polizeigewalt und lasst Betroffene nicht allein!