Zwischen Nadel & Nationalsozialismus 2: Nazi-Tätowierer in Kamen

Spätestens seit unserem Beitrag zu Nazitättowierer Kevin K. sollte klar sein, dass Tattoos von Anhänger:innen einer menschenverachtenden Ideologie schnell ein ungewolltes Nachspiel haben. Aber nicht nur in Dortmund gilt: „Augen auf bei der Wahl des/der Körperkünstler:in“. Auch im benachbarten Kamen scheint ein Studio so gar keine Berührungsängste mit der Naziszene zu haben.

Im Tattoostudio „Surf Ink Tattoo“ in der Kamener Innenstadt arbeitet seit 2023 der Nazi André M. aus Lünen. M. ist in der rechten Szene im Ruhrgebiet sicherlich kein Unbekannter. Seit mehr als 15 Jahren ist er fester Bestandteil der Szene in Dortmund und Lünen und organisierte bspw. während der COVID-Pandemie eigene Querdenken-Demonstrationen.

Bereits zu Beginn seiner Tätigkeit dort wurde das Studio auf M.’s Vergangenheit aufmerksam gemacht. Die Schutzbehauptung über einen angeblich schon vor Jahren vollzogenen Ausstieg von André M. hätten die Betreiber leicht mit einer Google-Recherche widerlegen können. So ganz schienen sie dies jedoch auch selbst nicht zu glauben, wurden doch alle Hinweise auf M.’s Arbeit dort kurz nach dem Hinweis entfernt. Konsequenzen für M. folgten keine. Mittlerweile wirbt das Studio wieder öffentlich mit ihm auf Social Media.

Dass M. den sonstigen Kund:innenstamm um gewaltbereite Faschist:innen erweitert, scheint dort niemanden zu stören. Auch beruflich unterhält er beste Kontakte zu rechten Szenetättowier:innen und übernimmt dort sogar Guest-Spots. So war er bereits als Gast-Tätowierer im Studio des Faschisten David Köckert.

In der Followerliste seines Tattoo-Instagram Profils finden sich nach wie vor wichtige Szenemitglieder, wie beispielsweise der Rechtsterrorist und langjährige Brieffreund von Beate Zschäpe, Robin Schmiemann oder der untergetauchte Gewalttäter Steven Feldmann. Diese Liste lässt sich problemlos weiter fortführen.

Besonders perfide, vor allen Dingen nach dem 2022 von uns veröffentlichten und von der Dattelner Morgenpost aufgegriffenen Sponsoring eines Jugendfußballteams durch M., ist die fehlende Haltung des Studios in Bezug zu veranstalteten Graffitiworkshops für Kinder und Jugendliche, so stellt sich die Frage, ob dort auch André M. direkt Nachwuchs für die rechte Szene rekrutieren kann.
Aber auch in Kamen wird es für uns kein Verstecken hinter Ausstiegsmärchen und kein ungestraftes rumkumpeln mit Faschisten geben.