Resümee zur Gedenkdemo am 19.11.22 | Es gibt 1000 Mouhameds – Sie verdienen Gerechtigkeit!

Am Samstag liefen wir mit ca. 2500 Menschen von den Katharinentreppen, direkt vor dem Hauptbahnhof, über den Wall, durch die Nordstadt bis hin zum Friedensplatz in die Dortmunder Innenstadt.   
 

Grund dafür war der mittlerweile bundesweit bekannte Polizeieinsatz vom 08. August, wobei der 16-jährige Mouhamed Dramé durch eine Maschinenpistole der Dortmunder Polizei getötet wurde.  Direkt im Anschluss an diese schockierende Tat, an der 12 Polizeibeamt:innen beteiligt waren, war den Menschen in der Dortmunder Nordstadt schnell klar, dass dies ein weiteres einschneidendes Erlebnis in deutscher Polizeigeschichte sein wird und sich mal wieder die Dortmunder Polizei und vor allem die Wache Nord durch beispielhaftes Fehlverhalten präsentiert.
Es folgten Monate der Fassungslosigkeit, Wut und lautstarker Kritik an der Dortmunder Polizei und vor allem an ihrem Umgang mit Schwarzen Menschen und People of Color. Schon damals veröffentlichten wir zeitnah einen Artikel mit dem Titel „Polizei Dortmund: kein Freund und Helfer | In Gedenken an Mouhamed D.“,wo wir unsere Kritik an der Polizei kundtaten und explizit auf den katastrophalen Umgang mit psychisch belasteten Menschen hinwiesen. Im Verlauf der Ermittlungen ließ sich der Protest nicht durch haltlose Anschuldigungen, Rechtfertigungen und konstruierte Tatabläufe der Dortmunder Polizei eindämmen und blieb bis heute laut, wütend und solidarisch mit allen Opfern von Polizeigewalt. Mittlerweile ist klar, dass die ersten Versionen der Polizei Dortmund im Fall Mouhamed Dramé nichts außer rassistischer Stimmungsmache gegen Bewohner:innen der Dortmunder Nordstadt und explizit BIPoC war.
Durch den dauerhaft hochgehaltenen öffentlichen Druck der Zivilbevölkerung wurde die Polizei dazu gezwungen, zur Abwechslung mal einer ihrer Kernaufgaben nachzugehen und intensiv zu ermitteln. Anders als bei vielen anderen Taten in der Vergangenheit wurde die Akte nämlich nicht nach einer kurzen Zeit im Sinne der beteiligten Polizeibeamt:innen geschlossen, sondern bis heute wird ermittelt und klar ist schon jetzt, Mouhamed hätte nicht sterben müssen!
Mit diesen Gedanken im Hinterkopf machte die Demonstration am Samstag, organisiert vom Solidaritätskreis Mouhamed, ihre Forderungen deutlich und benannte die Missstände im gesamten Polizeiapparat. Unter dem Motto: „Es gibt 1000 Mouhameds – Sie verdienen Gerechtigkeit!“ zog der meterlange Demonstrationszug unterschiedlichster Initiativen durch die Dortmunder Straßen. Vorbei an der schon seit Stunden eingegitterten Nordwache, die aus Angst vor Eskalation endlich mal, wie schon so oft gefordert, ihre auf die Straße gerichtete Kameraüberwachung provisorisch mit Plastiktüten abgehangen hat und sich quasi aus der ersten Reihe die Forderung nach dem Ende der Vetternwirtschaft innerhalb der Polizeireviere und dem Vorwurf Blut an ihren Händen zu haben anhören musste. Passend dazu war der gesamte Auftritt der eingesetzten Polizei zu werten, da sie bis auf ein paar Zivileinheiten und sehr defensiv wirkende Beamt:innen mit der Aufschrift „Kommunikationsbeamte“ das Demonstrationsgeschehen aus der Ferne beobachteten.
So konnten die Teilnehmer:innen lautstark durch diverse Parolen und Redebeiträge ihre Wut auf die Straße tragen. In einem Redebeitrag von der Initiative Schlafen statt Strafen wurde von der Gewalt gegenüber wohnungslosen Personen und dem durch den Einsatz eines Tasers ermordete Menschen, von dem der Name bis heute noch unbekannt ist, gesprochen. In diesem Sinne war immer wieder die Rede von den vielen anderen Opfern, die durch die Polizei in der Vergangenheit sterben mussten und so wendete sich auch die Initiative in Gedenken an Oury Jalloh mit einem Redebeitrag zu Wort und machte deutlich, dass der Kampf für Gerechtigkeit weitergeht. Immer mal wieder wurde in diesem Rahmen transparent gemacht, dass die Familie von Mouhamed in den letzten Monaten auf dem Laufenden gehalten wurde und der Kontakt intensiv und gut ist. So wendeten sie sich trotz der kilometerweiten räumlichen Trennung mit vorgetragenen Worten an die Demonstration und forderten Gerechtigkeit und Aufklärung.
Nach Stunden des gemeinsamen Protestierens endete die Veranstaltung dann mit einer Abschlusskundgebung auf dem Friedensplatz und der Möglichkeit, im Anschluss, gemeinsam im Nordpol an der Bornstraße 144 bei einem Getränk, Essen und Livemusik Mouhamed zu Gedenken.