Ein antifaschistischer Impuls zum Thema Gentrifizierung und Raumkampf
Die Hafeninitiative Dortmund beschäftigt sich seit geraumer Zeit mit dem Thema Gentrifizierung, besonders mit der städtebaulichen Aufwertung des Hafenareals in der Dortmunder Nordstadt. Zentrale Fragen der Hafeninitiative sind hierbei unter anderem: „Welche Ziele werden mit der Entwicklung der Speicherstraße und der Umgebung verfolgt?, Welche Auswirkung könnte sie haben?, Wem gehört die Stadt? Und wem gehört der Hafen?“.
Diese Fragen sind auch für linksradikale Strukturen in Dortmund von großer Bedeutung. In einer Stadt, die schon immer wenig Raum für individuelle Entfaltung geboten hat und nur sporadisch, um ihr Gesicht zu wahren, politisches oder gesellschaftskritisches Engagement unterstützt, ist es umso notwendiger, dass wir selber für unsere hart erkämpften Freiräume einstehen und sie konsequent verteidigen. Sich hierbei auf humanistische Beweggründe oder inklusive Konzepte zu verlassen, wäre grob fahrlässig!
Die vor allem in der Nordstadt angesiedelten Ladeninitiativen, Hausprojekte und andere selbstverwaltete Gegenentwürfe zur proklamierten Norm sind durch das am Rande der Nordstadt begonnene Großprojekt der Stadt Dortmund und diversen Investor*innen akut bedroht.
Gentrifizierung geht aus unserer Sicht immer mit Verdrängung der vor Ort verankerten Menschen und deren Gemeinschaften durch profitorientierte und kapitalistisch motivierte Instanzen einher. Gerade die vielfältige und durch Menschen aus verschiedenen gesellschaftlichen Klassen geprägte Dortmunder Nordstadt bietet hierzu einen in der Vergangenheit durch verschiedene Akteur*innen geschaffenen Freiraum und zugleich Angriffspunkt, wo sich viele migrantische Communitys und alternative Lebensformen entwickelt haben.
Die Verdrängung dieser Menschen würde neben steigenden Mieten, Neubauten uvm. in diesem Zusammenhang nicht ohne Mithilfe des exekutiven Staatsapparates und dafür instrumentalisierte politisch motivierten Debatten gehen. Teilweise zeichnet sich das schon jetzt ab, zum Beispiel durch den steigenden Druck auf Migrant*innen oder Drogenkonsumierende an vielen öffentlichen Plätzen durch das Ordnungsamt und die Polizei.
Zudem wäre es nicht untypisch, dass diese Problemlagen noch weitere Akteur*innen auf den Plan rufen. Gerade rassistische und nationalistische Strömungen nutzen, wie es andere Städte schon zeigten, gerade solche “Konfliktpotentiale” aus, um ihr rassistisches und faschistisches Gedankengut innerhalb der Debatten zu platzieren und ggf. Fuß in den betroffenen Vierteln zu fassen. So diente die Nordstadt den Dortmunder Neonazis schon diverse Male als für sie dystopischer Aufmarschort durch einen divers geprägten Stadtteil, und einzelne Rechte haben gerade hier seit jeher Menschen, die nicht in ihr Weltbild passen, gegängelt.
Auch wenn in der Nordstadt noch längst nicht alles perfekt ist und es noch einiges an Handlungsbedarf gibt, um aus ihr einen klar definierten linkspolitischen Raum zu machen, ist es umso wichtiger, dass wir uns unsere Viertel nicht nehmen lassen. Im Gegensatz zu einem Stadtteil wie Dortmund Hörde, wo die Getrifizierung schon im vollen Gange ist, haben wir hier noch viel eher die Chance, für unsere Vorstellungen und linksradikalen Freiräume zu kämpfen!
Kämpfen heißt in diesem Zusammenhang, solidarische Nachbarschaften aufzubauen, sich zu vernetzen, sich gegen jede Form der staatlichen Repression und Präsenz zu stellen, Nazis keinen Raum zu lassen und konsequent gegen sie vorzugehen!
Kämpfen heißt außerdem, Viertel selbst zu gestalten und aktiv zu werden. Aktiv für einen anderen Lebensentwurf abseits des Kapitalismus und für ein besseres Leben ohne Nazis und ohne Bullen!
Gentrifizierung verhindern muss deshalb Raumkampf auf allen Ebenen heißen, denn Antifa bleibt Handarbeit!